Fast ein Jahr blieben wir vor Witterungsunbilden weitestgehend verschont. Am ersten Wochenende des neuen Jahres änderte sich dies schlagartig. Überraschend war diese Entwicklung nicht. Bereits am Mittwoch und Donnerstag sagten die Meteorologen starke Niederschläge für das Wochenende voraus. Der Regen und die dadurch bedingte beschleunigte Schneeschmelze ließ nichts Gutes erahnen. In der Nacht vom Freitag zum Samstag wurden durch die Kameraden der Feuerwehr vorsorglich Sandsäcke gefüllt und innerhalb des Stadtgebietes erfolgten im Stundentakt Kontrollen der Bachläufe, der Brücken und Unterführungen. Die ersten Notrufe über vollgelaufene Keller am Bachlauf der Brunndöbra gingen bereits in der Nacht ein. Bedingt durch verstopfte Regenwassereinläufe überspülte es die Markneukirchner Straße mit Geröll. Sandsäcke wurden verbaut, die Regenwassereinläufe und die Straße gereinigt. Obwohl im unteren Bereich der Talstraße noch keine akute Gefahr bestand, dass die Zwota über das Bachbett tritt, entstand ein anderes Problem. In einem tiefer gelegenen Grundstück unmittelbar vor der Kläranlage traten aus der Kanalisation erhebliche Mengen Wasser aus und drohten, die dort befindlichen Gebäude und die Kläranlage zu gefährden. Auch hier wurden Sandsäcke verbaut. Gänzlich stoppen ließ sich der Wasseraustritt aber nicht. Ein weiteres Problem ergab sich kurz vor dem Ortsausgang in der Falkensteiner Straße. Ein wahrer Sturzbach überflutete die Straße. Durch Wasser und Geröll kam es zu erheblichen Verkehrsbehinderungen. Auch hier kamen zum Schutz der Wohnbebauung Sandsäcke zum Einsatz. Erst nachdem mit schwerem Gerät die Straßenunterführung geöffnet wurde, entspannte sich die Situation. Um 03.00 Uhr und 05.00 Uhr erfolgte die Alarmierung weiterer Kräfte, so dass wir in der Lage waren, mit zwei Löschgruppenfahrzeugen schnell auf Hilferufe zu reagieren. Ein Teil unserer Kameraden blieb jedoch in den Nachtstunden unbehelligt. Somit stand auch am Samstag noch ausreichend ausgeruhtes Personal zur Verfügung, falls die Hochwassersituation
weiter eskaliert wäre. Das Regenradar und der stetige Anstieg des Pegels der Zwota ließen darauf schließen, dass mit Hellwerden der Höchststand zu erwarten ist. Tatsächlich erreichte der Pegel der Zwota am Samstag um 08.00 Uhr mit 150 cm Wasserstand und einer Durchflussmenge von etwa 22 m³ pro Sekunde seine Höchstwerte. Als Schwerpunkt ergab sich der Bachlauf der Brunndöbra beginnend vom Königsplatz bis zur Brücke am „Grünen Baum“. An mehreren Stellen wurden dort Grundstücke überflutet und Keller liefen voll. Die Hilferufe, der dort wohnenden Bürger häuften sich. Die Wettinstraße verwandelte sich in einen See, sie war zeitweise nicht befahrbar. Nachdem dort die Regenwassereinläufe gereinigt und geöffnet wurden, begann das Wasser langsam über die Kanalisation abzulaufen. Am Sternteich wurde mehrfach am Überlauf Treibgut beseitigt, um ein Überspülen des Dammes zu verhindern. An den Hanglagen wohnende Bürgen baten um Hilfe, da sich in und neben ihren Wohngebäuden Quellen öffneten. Auch hier konnten wir helfen.
Als Feuerwehr können wir folgende Bilanz ziehen: Beginnend am späten Freitagabend bis Sonntagmittag rückten wir zu 29 Einsätzen im Stadtgebiet aus. Insgesamt wurden etwa 1500 Sandsäcke gefüllt und ca. 1300 davon verbaut. Der Transport der Sandsäcke erfolgte vorwiegend mit Fahrzeugen des Stadtbauhofes. Die Feuerwache in der Talstraße war ab Freitag 22.00 Uhr bis Samstag 17.00 Uhr durchgängig besetzt. Alle Einsätze im Ortsteil Klingenthal wurden von dort koordiniert. Zwei Kameradinnen übernahmen die Sicherstellung der Versorgung der Einsatzkräfte. Warmes Mittagessen konnte kurzfristig durch die Gaststätte „Zur alten Schule“ bereitgestellt werden. Leider hat sich ein Kamerad im Rahmen eines Einsatzes verletzt. Er musste mit einem Nasenbeinbruch stationär im Krankenhaus aufgenommen werden. Mittlerweile ist er wieder zu Hause und auf dem Weg der Genesung. Ein weiterer Kamerad nahm ein unfreiwilliges Bad in der Brunndöbra, das glücklicherweise ohne weitere Folgen blieb.
Trotz der entstandenen Schäden kann man sagen, dass wir diesmal noch glimpflich davongekommen sind. Bei weiter anhaltenden Dauerregen hätte es weit schlimmer werden können.
Gemeindewehrleiter
Roland Jung